Sektion
Patienten-
partnerschaft
Priv.-Doz. OA Dr. Josef Hermann
Klinische Abteilung für Rheumatologie und Immunologie
Universitätsklinik für Innere Medizin
Auenbruggerplatz 15, 8036 Graz
Tel: +43 316 385 80248
josef.hermann@medunigraz.at
Gertraud Schaffer, Präsidentin der ÖRL und Doz. Josef Hermann, Leiter der Sektion Patientenpartnerschaft der ÖGR sprechen über die ÄrztInnen/PatientInnen Beziehung und Zukunftsperspektiven in der rheumatologischen Ambulanz.
- Was macht eine gute ÄrztInnen/PatientInnen-Beziehung aus?
GS: Eine gute ÄrztInnen/PatientInnen-Beziehung ist ein beidseitiges Vertrauensverhältnis, eine respektvolle und ehrliche Kommunikation auf Augenhöhe mit zeitlichen Ressourcen, so dass PatientInnen das Gefühl haben, von den ÄrztInnen im Gespräch gehört und mit ihren Beschwerden und Anliegen ernst genommen zu werden. Es kann nicht vorausgesetzt werden, dass jede/r PatientIn die Fachsprache versteht und dass gemeinsam eine machbare Therapieentscheidung gefunden und von den PatientInnen mitgetragen wird. Für eine beidseitige optimale Zusammenarbeit spielt auch Sympathie und Wertschätzung eine Rolle. Kompetente ÄrztInnen kennen auch ihre Grenzen und vermitteln PatientInnen entsprechend weiter.
JH: Eine gute ÄrztInnen/PatientInnen-Beziehung liegt vor, wenn ÄrztInnen den Problemen der PatientInnen mit
Professionalität und Empathie begegnen und PatientInnen die ärztliche Kompetenz respektieren.
- Was können PatientInnen bzw. ÄrztInnen zu einer guten Therapieeinstellung beitragen?
GS: PatientInnen können mit einem ehrlich geführten Gespräch in Bezug auf die Therapieeinstellung dazu beitragen, Ängste, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen auszuräumen und Antworten bekommen zu alternativen Methoden, Ernährung, Bewegung, Rauchen, Lebensstiländerung und darauf, was man selbst bereit ist mitzutragen. Medikamente sollten nicht ohne Rücksprache abgesetzt oder reduziert werden. Alle Medikationen sollten angesprochen und offene Fragen direkt mit den ÄrztInnen besprochen werden. Was können ÄrztInnen beitragen? PatientInnen erwarten ein angepasstes zeitliches Fachgespräch sowie Aufklärung über das Krankheitsbild. Fragen müssen geklärt werden, wie: Was ist das Ziel der Therapie und warum ist eine frühzeitige Therapieeinstellung so wichtig? Vertrauen im Gespräch muss aufgebaut und die PatientInnen müssen motiviert werden, wie wichtig die Mitarbeit bei chronischen Erkrankungen ist. Ebenso sollte der Hinweis auf die Patientenorganisationen nicht fehlen.
JH: ÄrztInnen sollen die Gründe für die vorgeschlagenen Therapiemaßnahmen den PatientInnen gegenüber erläutern. Die Vorteile der Therapiemaßnahmen und die wichtigsten Nebenwirkungen sollen gegenüber den PatientInnen angesprochen werden. PatientInnen sollen Probleme mit der Umsetzung der Therapiemaßnahmen ansprechen und eine mangelhafte Umsetzung der empfohlenen Therapiemaßnahmen berichten.
- Wie hat COVID19 die Therapie rheumatischer Erkrankungen Ihrer Meinung nach beeinflusst?
GS: PatientInnen waren und sind teilweise noch immer verunsichert und haben vor einer Konsultation bei Ihren ÄrztInnen/TherapeutInnen Termine nicht wahrgenommen. Die Angst, nach einer Corona-Impfung einen Schub zu bekommen oder dass die Basistherapie nicht mehr wirkt ist vorhanden. Eine Therapieumstellung wurde mit Sorgen gesehen mit der Befürchtung, dass sie nicht wirkt oder dass Nebenwirkungen auftreten, was wiederum einen Arzt- oder Ambulanzbesuch nötig macht. Was sich bei chronisch kranken Menschen sicherlich durch COVID-19 verstärkt hat, sind die psychischen/physischen Belastungen und der teilweise Ausfall von Therapien.
JH: COVID-19 hat zu einer Reduktion der Betreuung von PatientInnen mit rheumatischen Erkrankungen geführt. Aggressive immunsuppressive Therapien wurden nur unter Bedacht der COVID-19 Pandemie begonnen und es wurde auf eine möglichst niedrig dosierte Glucocorticoidtherapie geachtet, die manchmal nicht zu einer ausreichenden Beschwerdearmut bei PatientInnen geführt hat.
- Was ist besser: Telemedizin, oder der Termin in der Ambulanz/Ordination?
GS: Ich denke, beides hat seine Berechtigung. Telemedizin kann eine große Zeitersparnis für ältere und chronisch kranke Menschen bei der Ausstellung von e-Rezepten und e-Medikation darstellen, um den persönlichen Besuch bei den ÄrztInnen/Ambulanzen/Apotheken zu reduzieren. Beratungen per Telefon sowie Videos für Diagnosestellung und Therapien sollten passend für die PatientInnen sein, nicht jeder kann seine Beschwerden richtig übermitteln, dabei könnten dann Fehlentscheidungen getroffen werden. Der Mehraufwand, der für die ÄrztInnen entsteht, wird ein größerer sein. Eine persönliche Kommunikation ist durch nichts zu ersetzen und sollte zumindest in regelmäßigen Abständen stattfinden.
JH: Für die Beurteilung der Krankheitsaktivität einer rheumatischen Erkrankung reichen die Methoden der Telemedizin nicht aus (Stichwort „klinische Untersuchung“) und die Diagnosestellung einer rheumatischen Erkrankung ist telemedizinisch nicht möglich.
- Was wünschen Sie sich in Hinblick auf die PatientInnenversorgung in Österreich für die Zukunft?
GS: Als Patientenvertreterin in Österreich wünsche ich mir für die Versorgung der PatientInnen mehr RheumatologInnen/Rheumaschwestern/Rheumaschule, besonders für frisch Betroffene essential. In den ländlichen Gegenden fehlen die ExpertInnen, was zu langen Wartezeiten in Ordinationen und Ambulanzen führt, dadurch Verzögerungen bei der Diagnose- und Therapieeinstellung. Wegbegleiter für RheumapatientInnen sind verschiedene Fachrichtungen im med. Bereich, hier wünsche ich mir eine adäquate Zusammenarbeit zum Wohle aller RheumapatientInnen, ebenso Vernetzungsarbeit und eine breite Zusammenarbeit mit allen GesundheitsexpertInnen und Patientenorganisationen.
JH: Ich wünsche mir eine ausreichend ausgestattete Sekundärversorgung in Form von Fachärztezentren mit RheumatologInnen, eine Tertiärversorgung in Rheumatologie an allen öffentlichen Universitäten, eine intensivere Ausbildung in Rheumatologie im Rahmen des Studium und in der postpromotionellen Ausbildung und eine deutlich verbesserte öffentliche oder halböffentliche Forschungsfinanzierung auf dem Gebiet der Rheumatologie in Österreich.
Sektion
Patienten-
partnerschaft
Priv.-Doz. OA Dr. Josef Hermann
Klinische Abteilung für Rheumatologie und Immunologie
Universitätsklinik für Innere Medizin
Auenbruggerplatz 15, 8036 Graz
Tel: +43 316 385 80248
josef.hermann@medunigraz.at
Gertraud Schaffer, Präsidentin der ÖRL und Doz. Josef Hermann, Leiter der Sektion Patientenpartnerschaft der ÖGR sprechen über die ÄrztInnen/PatientInnen Beziehung und Zukunftsperspektiven in der rheumatologischen Ambulanz.
- Was macht eine gute ÄrztInnen/PatientInnen-Beziehung aus?
GS: Eine gute ÄrztInnen/PatientInnen-Beziehung ist ein beidseitiges Vertrauensverhältnis, eine respektvolle und ehrliche Kommunikation auf Augenhöhe mit zeitlichen Ressourcen, so dass PatientInnen das Gefühl haben, von den ÄrztInnen im Gespräch gehört und mit ihren Beschwerden und Anliegen ernst genommen zu werden. Es kann nicht vorausgesetzt werden, dass jede/r PatientIn die Fachsprache versteht und dass gemeinsam eine machbare Therapieentscheidung gefunden und von den PatientInnen mitgetragen wird. Für eine beidseitige optimale Zusammenarbeit spielt auch Sympathie und Wertschätzung eine Rolle. Kompetente ÄrztInnen kennen auch ihre Grenzen und vermitteln PatientInnen entsprechend weiter.
JH: Eine gute ÄrztInnen/PatientInnen-Beziehung liegt vor, wenn ÄrztInnen den Problemen der PatientInnen mit
Professionalität und Empathie begegnen und PatientInnen die ärztliche Kompetenz respektieren.
- Was können PatientInnen bzw. ÄrztInnen zu einer guten Therapieeinstellung beitragen?
GS: PatientInnen können mit einem ehrlich geführten Gespräch in Bezug auf die Therapieeinstellung dazu beitragen, Ängste, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen auszuräumen und Antworten bekommen zu alternativen Methoden, Ernährung, Bewegung, Rauchen, Lebensstiländerung und darauf, was man selbst bereit ist mitzutragen. Medikamente sollten nicht ohne Rücksprache abgesetzt oder reduziert werden. Alle Medikationen sollten angesprochen und offene Fragen direkt mit den ÄrztInnen besprochen werden. Was können ÄrztInnen beitragen? PatientInnen erwarten ein angepasstes zeitliches Fachgespräch sowie Aufklärung über das Krankheitsbild. Fragen müssen geklärt werden, wie: Was ist das Ziel der Therapie und warum ist eine frühzeitige Therapieeinstellung so wichtig? Vertrauen im Gespräch muss aufgebaut und die PatientInnen müssen motiviert werden, wie wichtig die Mitarbeit bei chronischen Erkrankungen ist. Ebenso sollte der Hinweis auf die Patientenorganisationen nicht fehlen.
JH: ÄrztInnen sollen die Gründe für die vorgeschlagenen Therapiemaßnahmen den PatientInnen gegenüber erläutern. Die Vorteile der Therapiemaßnahmen und die wichtigsten Nebenwirkungen sollen gegenüber den PatientInnen angesprochen werden. PatientInnen sollen Probleme mit der Umsetzung der Therapiemaßnahmen ansprechen und eine mangelhafte Umsetzung der empfohlenen Therapiemaßnahmen berichten.
- Wie hat COVID19 die Therapie rheumatischer Erkrankungen Ihrer Meinung nach beeinflusst?
GS: PatientInnen waren und sind teilweise noch immer verunsichert und haben vor einer Konsultation bei Ihren ÄrztInnen/TherapeutInnen Termine nicht wahrgenommen. Die Angst, nach einer Corona-Impfung einen Schub zu bekommen oder dass die Basistherapie nicht mehr wirkt ist vorhanden. Eine Therapieumstellung wurde mit Sorgen gesehen mit der Befürchtung, dass sie nicht wirkt oder dass Nebenwirkungen auftreten, was wiederum einen Arzt- oder Ambulanzbesuch nötig macht. Was sich bei chronisch kranken Menschen sicherlich durch COVID-19 verstärkt hat, sind die psychischen/physischen Belastungen und der teilweise Ausfall von Therapien.
JH: COVID-19 hat zu einer Reduktion der Betreuung von PatientInnen mit rheumatischen Erkrankungen geführt. Aggressive immunsuppressive Therapien wurden nur unter Bedacht der COVID-19 Pandemie begonnen und es wurde auf eine möglichst niedrig dosierte Glucocorticoidtherapie geachtet, die manchmal nicht zu einer ausreichenden Beschwerdearmut bei PatientInnen geführt hat.
- Was ist besser: Telemedizin, oder der Termin in der Ambulanz/Ordination?
GS: Ich denke, beides hat seine Berechtigung. Telemedizin kann eine große Zeitersparnis für ältere und chronisch kranke Menschen bei der Ausstellung von e-Rezepten und e-Medikation darstellen, um den persönlichen Besuch bei den ÄrztInnen/Ambulanzen/Apotheken zu reduzieren. Beratungen per Telefon sowie Videos für Diagnosestellung und Therapien sollten passend für die PatientInnen sein, nicht jeder kann seine Beschwerden richtig übermitteln, dabei könnten dann Fehlentscheidungen getroffen werden. Der Mehraufwand, der für die ÄrztInnen entsteht, wird ein größerer sein. Eine persönliche Kommunikation ist durch nichts zu ersetzen und sollte zumindest in regelmäßigen Abständen stattfinden.
JH: Für die Beurteilung der Krankheitsaktivität einer rheumatischen Erkrankung reichen die Methoden der Telemedizin nicht aus (Stichwort „klinische Untersuchung“) und die Diagnosestellung einer rheumatischen Erkrankung ist telemedizinisch nicht möglich.
- Was wünschen Sie sich in Hinblick auf die PatientInnenversorgung in Österreich für die Zukunft?
GS: Als Patientenvertreterin in Österreich wünsche ich mir für die Versorgung der PatientInnen mehr RheumatologInnen/Rheumaschwestern/Rheumaschule, besonders für frisch Betroffene essential. In den ländlichen Gegenden fehlen die ExpertInnen, was zu langen Wartezeiten in Ordinationen und Ambulanzen führt, dadurch Verzögerungen bei der Diagnose- und Therapieeinstellung. Wegbegleiter für RheumapatientInnen sind verschiedene Fachrichtungen im med. Bereich, hier wünsche ich mir eine adäquate Zusammenarbeit zum Wohle aller RheumapatientInnen, ebenso Vernetzungsarbeit und eine breite Zusammenarbeit mit allen GesundheitsexpertInnen und Patientenorganisationen.
JH: Ich wünsche mir eine ausreichend ausgestattete Sekundärversorgung in Form von Fachärztezentren mit RheumatologInnen, eine Tertiärversorgung in Rheumatologie an allen öffentlichen Universitäten, eine intensivere Ausbildung in Rheumatologie im Rahmen des Studium und in der postpromotionellen Ausbildung und eine deutlich verbesserte öffentliche oder halböffentliche Forschungsfinanzierung auf dem Gebiet der Rheumatologie in Österreich.