Rückblick: Das war die ÖGRG Jahrestagung 2019

Die heurige ÖGRG Tagung fand vom 10. bis 11. Mai 2019 im Hotel Sandwirth in Klagenfurt am Wörthersee statt und stand ganz unter dem Motto „Interdisziplinäre Betreuung von RheumapatientInnen“. Das Motto spiegelte sich auch bei den über 40 TeilnehmerInnen der Tagung wider: ÄrztInnen, diplomierte Gesundheits- und KrankenpflegerInnen, ErgotherapeutInnen, PhysiotherapeutInnen und PsychologInnen bearbeiteten im Rahmen von Workshops unterschiedliche Fragestellungen zu einer (verbesserten) interdisziplinären Betreuung von RheumapatientInnen oder erhielten wissenswerte Informationen im Zuge von Kurzvorträgen.

 

 

Tag 1 der ÖGRG Tagung:

 

 

Nach dem Come-Together und der Eröffnung der Tagung durch Simone Luschin (Past president), startete der erste Workshop zum Thema einer interdisziplinären Betreuung aus Sicht einer RA Patientin. Frau Schaffer, Präsidentin der österreichischen Rheumaliga, schilderte eindrucksvoll von unterschiedlichsten Aspekten eines Lebens mit RA. Frau Schaffer betonte, wie wichtig die Zusammenarbeit mit allen ÄrztInnen und TherapeutInnen für ein gutes Leben mit der Erkrankung ist. Im Zuge dessen wurde darauf hingewiesen, dass es PatientInnen braucht, die gut informiert sind („Wissen macht stark“). Der Austausch mit Betroffenen ist für sie eines der wichtigsten Dinge. PatientInnen müssen auch ihr Leben verändern und Eigenverantwortung übernehmen. Weitere Informationen zu diesem Workshop gibt es hier.

 

 

Danach erzählte Dr. Christoph Strehblow, dass sich die Rheumatologie gut entwickelt hat: Medikamente haben sich verbessert, es gibt zahlreiche Forschungsaktivitäten, über die letzten 20 Jahre ist die durchschnittliche Krankheitsaktivität deutlich zurückgegangen. Ziel der heutigen Behandlung ist die Remission, allerdings schaffen dies nur wenige Betroffene. Obwohl die Behandlung immer besser wird, geben viele PatientInnen noch immer sehr starke Schmerzen an. Innerhalb des Vortrages wurde die Studie „RA matters“ vorgestellt, die seitens EULAR die Empfehlungen für eine Zusammenarbeit in der Pflege beinhaltet.

Trotz massiver Fortschritte in der medikamentösen Therapie rheumatischer Erkrankungen besteht die Notwendigkeit, die Gesamtheit der Beschwerden der PatientInnen zu adressieren. Die Zusammenarbeit muss optimiert werden, wobei ein effektiver Ressourceneinsatz unumgänglich ist, da die Anzahl der RheumatologInnen nicht dem Zuwachs der Bevölkerung entsprechend wird. Weitere Informationen zu diesem Workshop gibt es hier.

 

 

Nach den beiden Vorträgen wurde den TagungsteilnehmerInnen die Plattform SELPERS vorgestellt. SELPERS ist eine Informationsplattform für RA PatientInnen. SELPERS ist eine Hilfe zur Selbsthilfe und beinhaltet zahlreiche Online-Kurse für Betroffene. Die Kurse auf der Plattform werden in gemeinsamer Zusammenarbeit mit ÄrztInnen und PatientInnen entwickelt. Zusätzlich werden interaktive Visualisierungen eingesetzt. Darüber hinaus erhalten PatientInnen auch praktische Tipps. PatientInnen müssen sich nicht registrieren und können frei nach unterschiedlichen Themen suchen. Hier geht es zur Plattform: https://selpers.com/. Der erste Tag wurde von einem Workshop abgeschlossen, der darauf abzielte, die Öffentlichkeitsarbeit der ÖGRG weiter auszubauen. Die TeilnehmerInnen hatten im Zuge eines World Cafès die Möglichkeit, anzuführen, auf welche Art und Weise sie welche Informationen zu welchen Zeitpunkten erhalten wollen. Die Ergebnisse dieses Workshops werden vom ÖGRG Vorstand dafür verwendet, die Kommunikation mit den Mitgliedern weiter zu verbessern.

 

 

Tag 2 der ÖGRG Tagung:

 

 

Der zweite Tag der ÖGRG Frühjahrstagung startete mit einem kurzen Vortrag von Erika Mosor (President elect) mit dem Titel „Wissenschaft schafft Wissen – und wer mit Wissen schafft, wendet Wissenschaft an!“ Wie kann es uns gelingen vorhandenes Wissen bestmöglich in unsere klinische Arbeit einfließen zu lassen? Erika Mosor sprach über die Bedeutung und den Wert evidenzbasierter Praxis (EBP) für PatientInnen, Angehörige von unterschiedlichen Gesundheitsberufen und das Gesundheitssystem. Sie beschrieb die einzelnen Schritte des EBP-Prozesses und mögliche Barrieren für die Durchführung im Arbeitsalltag, wie zum Beispiel fehlende Fähigkeiten Forschungsergebnisse zu suchen, zu lesen und kritisch zu bewerten, geringe Unterstützung seitens des Arbeitgebers und/oder KollegInnen, oder schlichtweg nicht genügend Zeit zu haben. Um trotzdem evidenzbasiert zu arbeiten, könnten bereits vorhandene Leitlinien (EULAR Recommendations) für das Management unterschiedlicher rheumatischer und muskuloskelettaler Krankheiten (RMDs) verwendet werden. Diese fassen aktuelle Evidenzen in Bezug auf Prävention, Diagnostik, Therapie, Prognosen und Nebenwirkungen zu einem bestimmten Krankheitsbild zusammen und können von der EULAR Homepage heruntergeladen werden (https://www.eular.org). Die Folien zur Präsentation, um mit Wissen zu schaffen und Wissenschaft anzuwenden gibt es hier.

 

 

Weiter ging es mit dem Workshop „Die Kraft der Positiven Kommunikation“. Im Zentrum des sehr praxisbezogenen Workshops unter der Leitung von Herrn Kaltenbrunner und Herrn Schmelzle stand die Wirkung der positiven Formulierungen im Gespräch mit PatientInnnen. Die bewusste Entscheidung der positiven Kommunikation in dem Health Professionals – PatientInnen Gespräch prägt nicht nur die eigene Gedankenwelt. Kleine positive Signale sorgen für Optimismus. Unsere Worte bestimmen auch unsere Wahrnehmung und entscheiden folgend mit über Erfolg und Misserfolg. Die Experten der Firma HIKINGDAYS erweckten durch ihren gezielten Einsatz von positiven Elementen bei den WorkshopteilnehmerInnen große Begeisterung und Freude – die positive Wirkung war unmittelbar spürbar. Hier geht’s zu HIKINGDAYS: https://www.hikingdays.com/de

 

 

Der letzte Programmpunkt der diesjährigen ÖGRG Frühjahrstagung widmete sich dem Thema Placebo – Nocebo. Wir durften Prof. Dr Seven Benson als Vortragenden begrüßen - Professor für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Essen. Nach einer Berufsausbildung zum Krankenpfleger studierte er Psychologie an der Universität Trier. Einen übergreifenden Schwerpunkt seiner Forschungsinteressen bildet die Schmerzforschung. Er befasst sich mit den Auswirkungen von systemischen Entzündungsprozessen und negativen Emotionen auf Schmerz. Zum anderen geht er der Frage nach, wie Schmerz und körperliche Symptome durch Placebo- und Nocebo-Effekte beeinflusst werden. Die therapeutische Relevanz der Placebo- und Noceboeffekte steht durch aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse außer Frage. Dennoch hat die genaue Analyse dieser Effekte erst in jüngster Zeit begonnen und steckt noch in den Kinderschuhen. Ein sehr dynamischer Vortrag löste großes Interesse dieses „Phänomens“ aus. Weitere Informationen zu diesem Workshop gibt es hier. Außerdem finden Sie weitere Informationen zum Thema unter folgenden Links: http://www.placeboforschung.de/de/placebo-nocebo und https://www.uk-essen.de/medpsychologie/index.php/de/institut/team/36-mitarbeiter/59-sven-benson-prof-dr